Stetes Streben zur Belebung seiner Heimatgemeinde

Dietmar Lanius, „Urvater“ einer neuen Bischemer Kerb ist tot

Die zwanzig Jahre ältere Elisabeth Weber, geborene Röthel, nannte ihn einen „goldischen Bub“ als sie sich an ihre Zeit als Sekretärin des Nachkriegsbürgermeister erinnerte. Pfarrer a.D. Bardo Haus bezeichnet ihn als „Freigeist“, der immer wieder für neue Ideen Mitstreiter gefunden habe. Und der Ehrenvorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV), Uli Thon, sagt, ihm habe er viel zu verdanken was Engagement und Inspiration betrifft. Noch vor vier Wochen war der so Charakterisierte beim Jubiläumsempfang im Museum und erzählte von seinem Vater Heinrich, einem der Gründer des HGV. Am 30. Januar verstarb Dietmar Lanius im 83. Lebensjahr.

 

„Rummel“ an Rathaus und „Krone“

Uli Thon erhebt ihn zum „Urvater der Bischemer Straßenkerb“. In den zwei Ausgaben der „Bischofsheimer Geschichtsblättern“ zur Einweihung des Museums 1997 als Beilage zum „Lokal-Anzeiger“ schreibt Dietmar Lanius als Redakteur über frühere Zeiten: „Mehrere Kerweborsch-Gesellschaften feierten in den Sälen“, aber nach einer kurzen Wiederbelebung der Kerb in den 1950er Jahren „folgte der Kerwe-Schlaf an der Dohl“. Bis Anfang des folgenden Jahrzehnts „die alte Strohpuppen-Kerwelies wachgeküsst und sogar quicklebendig wurde“. Das war auch das Verdienst von Dietmar Lanius, der das Heimatfest Nummer 1 im Hof zwischen Rathaus und Spelzengaß-Schule aufleben ließ. Die Interessengemeinschaft „Rummel“, erstmals auch mit einem Sponsor der gleichnamigen Darmstädter Brauerei, sorgte mit „Gockel-Band“ und Getränkestand für ein erfolgreiches Programm.

 

Zusammen mit Rechtsanwalt Wolfgang Schütz erwarb er das älteste Haus von Bischofsheim mit der Traditionsgaststätte „Krone“ der Familie Wiesenecker, neben der Evangelische Kirche. Und auch dort wurde wieder die Kerb gefeiert und zwar im Innenhof, ein weiterer Schritt, das jährlich am ersten Wochenende im September stattfindende Ereignis mitten ins Ort zu holen. Dietmar Lanius hat auch als Immobilien-„Makler“ gewirkt, die Tankstelle an der Ecke von Darmstädter und Ginsheimer Straße und den Einkaufsmarkt gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus möglich gemacht. „Er wollte sein ganzes Leben lang was für die Gemeinde tun“, sagt sein Sohn, Dietmar Lanius „junior“. „Und manchmal hatte er Glück, manchmal Pech.“ Für das sogenannte „Tagelöhnerhaus“ am Ortstdamm in der Schulstraße hatte er schon öffentliche Mittel zur Sanierung akquiriert, aber der „Deal“ mit der Gemeinde kam nicht zustande.

 

Kontaktfreudig und umtriebig

Dietmar Lanius stetes Streben, Kultur in der Gemeinde zu beleben, brachte auch den „Ortsjugendring“ zum Blühen. Uli Thon erzählt von den Tanztees, den River Boat Shuffles und der „Schlagerbörse“ mit Hans Verres vom Hessischen Rundfunk. „Der Dietmar konnte Kontakte knüpfen und er konnte schreiben.“ Vom Lokal-Anzeiger bekam er einen Presseausweis und für den Regionalpark Rhein-Main machte er die Pressearbeit. Und so finden sich zahlreiche Dokumente im Nachlass, die die Umtriebigkeit des Dietmar Lanius bezeugen; zuletzt auch mit einem Plädoyer für den Erhalt der Eisenbahnlandschaft Bischofsheim.

 

Dietmar Lanius war verheiratet mit Rita Ramp aus Hochheim. Aus der Ehe entstammt Tochter Claudia, die als Marienschwester Devota das „Bruder-Konrad-Stift“ in Mainz leitet, in dem der Vater seinen Lebensabend verbrachte.

Sohn Dietmar ist Hausmeister beim Bischof von Mainz und als aktiver Fassenachter beim „Narrenkäfig“ bekannt. Die Trauerfeier wird von Bardo Haus geleitet und findet am 18. Februar um 13 Uhr in der Christkönigskirche statt, gegenüber dem Elternhaus, in dem Dietmar Lanius viele Jahrzehnte gewohnt hat.

 

Post Scriptum. Mit Dietmar Lanius war ich nach unserem Podium im Museum zum 75-jährigen Jubiläum des HGV zu einem Zeitzeugengespräch verabredet. Dazu kam es leider nicht. Der nachbarschaftlichen Beziehungen und der vielen Begegnungen mit dem Verstorbenen wegen, ist es mir ein Anliegen, Dietmar Lanius mit diesem Beitrag die Ehre zu erweisen.

 

Professor Dr. Wolfgang Schneider



neuesausdermainspitze.de // 13.02.2025