Bundestagswahl – die Direktkandidaten im Interview

Bezahlbarer Wohnraum, Erhalt von Arbeitsplätzen, Erhöhung des Mindestlohns, unnötige Ausgaben, kommunale Finanzen und Grundsteuer B – die Themen sind so vielfältig, wie die Kandidaten. In der letzten Folge von GiGu to go stellte Moderator Axel S. Fragen an die Direktkandidaten für den Kreis Groß-Gerau. Die komplette Sendung gibts unter www.gigutogo.de

Die Interviews fanden zwischen dem 29.1. und 7.2. im Comicladen-Studio statt. Der Termin mit der Kandidatin der Grünen Isabel Köhler-Hande wurde kurzfristig abgesagt. Von den Kandidaten der „Volt Deutschland“ und der „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschland“ erfuhr unsere Redaktion erst vor wenigen Tagen. 

 


Melanie Wegling (SPD)

Bundestagsabgeordnete | Alter: 35 | aus Ginsheim-Gustavsburg

 

Dadurch, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer werde, haben die Bürger Probleme, ihre Wohnung und Lebensmittel zu finanzieren, sagte Melanie zu Beginn des Interviews. Mit der Erhöhung des Mindestlohns (auf 15 €) und einem gerechteren Steuersystem (normale Einkommen niedriger und „Multimilloniäre höher besteuern) möchte sie dem Entgegenwirken. Einen Nachteil für Unternehmen sieht sie darin nicht. „Wenn ich in Unternehmen unterwegs bin, höre ich nie die Herausforderung »wir haben zu viele Steuern oder die Gehälter sind so hoch«, sondern immer die Herausforderung »wo sind die Menschen, die unsere harte Arbeit machen möchten?«. Ein fairer Lohn sorge dafür, Arbeitskräfte zu finden. Zudem braucht es einen guten Abstand zu den Bürgergeldempfängern. „Es hilft am Ende allen“, sagte sie.

Auf die Frage, was sie macht, wenn sie nicht wieder gewählt werden sollte, antwortete die Bundestagsabgeordnete: „Dann bin ich enttäuscht und finde Trost bei meiner Familie und meinen drei Kindern.“

 

Stephan Dehler (FDP)

Geschäftsführender Gesellschafter Immobilienverwaltung | Alter: 41 | aus Trebur

 

Grundsteuer und kommunale Finanzen gehen immer mehr in die Höhe. Es sei langfristig nicht mehr zu lösen, dass die Leute bezahlen, was Bund und Länder auf den Kommunen abwälzen. Bund und Länder müssen die gestellten Aufgaben zu 100 % bezahlen. Dies sei das dringendste Thema, um die Bürger im Kreis zu entlasten. „Dafür muss man dann vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle sparen, aber man kann nicht alles gleichzeitig haben“, so Stephan. „Es muss oberste Priorität haben, dass die Kommunen wieder handlungsfähig werden und nicht irgendwann bankrott gehen“. Auch die Mehrbelastung durch die Grundsteuerreform sei erheblich. In den letzten Jahren habe man viel wegdrücken können, aber das gehe künftig nicht mehr, so der Treburer Kommunalpolitiker. Wenn Rot und Grün die Augen geöffnet hätten, dass es so nicht mehr weitergeht, hätte die Ampelkoalition gerettet werden können, sagt er abschließend. Nur Steuergelder ausgeben und Subventionierung sei nicht der richtige Weg, um Unternehmen vor Ort zu unterstützen. Diese brauchen: Verantwortung, Vertrauen und Freiheit selbst zu entscheiden.

 

Ingeborg Horn-Posmyk (AFD)

Rentnerin | Alter: 67 | aus Biebesheim am Rhein

 

Bezahlbarer Wohnraum sei aufgrund der Vollbeschäftigung im Kreis Groß-Gerau ein großes Problem. Auch am Zustand der Schulen müsse etwas geändert werden und auf Windräder soll im ländlichen Raum verzichtet werden – so beschreibt Ingeborg die politischen Herausforderungen, die sie im Landkreis wahrnimmt. 

Wenn sie gewählt wird, möchte sie sich mit einem Wahlkreisbüro vor Ort mehr kümmern. „Es muss mehr gebaut werden“, betont sie, allerdings kein sozialer Wohnungsbau, sondern durch die Bauwirtschaft mit Wohngeldförderung sozial schwacher Familien. „Wir haben nicht das große Einnahmenproblem. Wir haben das Problem, dass wir zu viele Ausgaben in falsche Richtungen lenken“, sagt Ingeborg. Als Beispiel führt sie Entwicklungshilfe, wie Radwege in Peru an. „Darüber lohnt es sich nachzudenken“, sagt sie.

Zum Thema „Arbeitskräftemangel“ sagt sie, dass sie lange überlegen müsse, wo sie diesen sieht. „Künstliche Intelligenz wird sehr viele Arbeitsplätze wegraddieren“, so die Bundestagskandidatin abschließend.

 

Marcus Kretschmann (CDU)

Bürgermeister | Alter: 53 | aus Riedstadt-Crumstadt

 

Wirtschaftspolitik sei eine besondere Verantwortung im Rhein-Main-Gebiet. „Nicht nur für den Kreis Groß-Gerau, sondern auch für Hessen und Deutschland“, betont der Bundestagskandidat zu Beginn des Interviews. Auf Wirtschaftskraft und Arbeitsplätzen liegt sein Fokus. „Das, was mit Opel passiert ist, darf sich nicht wiederholen“, sagt er und stellt einen Bezug zum Frankfurter Flughafen her. Diese Arbeitsplätze würden in den Kreis strahlen. Unternehmen, die auf Hessen oder den Kreis Groß-Gerau gesetzt haben, dürfen nicht – durch Investitionsstau – das nachsehen haben. „Wir müssen wieder die Wirtschaft ankurbeln, dass es zu Inventionen kommt. Daran hängt die wirtschaftliche Kraft von Deutschland“, sagt Marcus. Damit auch Kommunen mehr Geld erhalten, müsse dieses erst erwirtschaftet werden. Die bessere Ausstattung für Kommunen möchte er in Berlin erreichen. 

„Ich habe schon immer gesagt »es reicht«“, antwortet er auf die Frage, was er von den Vorschlägen zum Asylrecht von Friedrich Merz hält. Spontan habe er gedacht „endlich“. 

 

 

Rolf Leinz (Freie Wähler)

Diplom Verwaltungswirt (FH) | Alter: 61 | aus Ginsheim-Gustavsburg

 

Als größte Herausforderung sieht er die Unterfinanzierung der Kommunen und des Landkreises. Der Hebesatz der Grundsteuer B in Ginsheim-Gustavsburg betrage 990 Punkte, was eine erhebliche Steuerbelastung bedeute. Auch die Infrastruktur (Straßen und Brücken) muss verbessert werden. 

„Wir haben in der Bundesrepublik eine Menge von Geld. Wir müssen es richtig zuteilen und Gemeinde und Städte müssen einen größeren Anteil an der Gewerbesteuer und anderen Steuern haben“, so Rolf Leinz. Investitionen in die Infrastruktur seien auf die gleiche Weise möglich. Diese Investitionen (auch kreditfinanziert) seien auch dringend notwendig, um die schwächelnde Wirtschaft zu fördern und Arbeitsplätze zu sichern.

Für den Fall, dass die Freien Wähler – und auch er selbst – nicht in den Bundestag einziehe, kündigt Rolf Leinz an, sich weiter politisch für die Freien Wähler zu engagieren. Konkret nennt er die nächste Landtagswahl und die Kommunalwahl.

 

 

 

 

Jörg Cezanne (Die Linke)

Soziologe | Alter: 66 | aus Mörfelden-Walldorf

 

„Es geht vor allen Dingen um bezahlbaren Wohnraum. Das ist das Hauptthema, was ich an Haustüren erlebe. Und der zweite Punkt ist der Erhalt qualifizierter industrieller Arbeitsplätze“, sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der Linken zu Beginn des Interviews. Den zukunftsfähigen Umbau der Automobilindustrie für die Zeit, wenn keine Verbrennungsmotoren mehr gebraucht werden, sieht er als große Herausforderung. 

Seine Partei strebe an, eine neue Wohngemeinnützigkeit im großen Stil einzuführen. Derzeit fallen jährlich mehr soziale Wohnungen weg, als neu gebaut werden. Dies sei der Hauptgrund, warum es immer weniger sozialen Wohnraum gäbe. „Das wollen wir ändern“, sagt Jörg, der im Landkreis einen Quadratmeterpreis von unter 10 € (für soziale Wohnungen) für wichtig hält. 

Eine Gesellschaft wird solidarischer, menschlicher und der Zusammenhalt wird gestärkt, wenn sie sich an den Schwächsten orientiert, betont der Bundestagsabgeordnete abschließend.


Am Sonntag, den 23. Februar, findet die Wahl des Deutschen Bundestages statt. Solltet ihr keine Wahlbenachrichtigung erhalten haben, wendet euch an die Stadtverwaltung GiGu (buergerbuero@gigu.de) oder die Gemeindeverwaltung Bischofsheim (06144/404-290, wahlen@bischofsheim.de).

 

Bei der Wahl könnt ihr auf dem Wahlzettel zwei Kreuze setzen: Die Erststimme und die Zweitstimme. Mit der Erststimme wählt ihr einen der Direktkandidaten, die sich in unserem Kreis Groß-Gerau zur Wahl stellen. Mit der Zweitstimme wählt ihr die Parteien. Diese ist entscheidet über die Verteilung der Sitze im Deutschen Bundestag. 

 

Melanie Wegling (SPD), Bundestagsabgeordnete | geboren 1990 | aus Ginsheim-Gustavsburg

Marcus Kretschmann (CDU), Bürgermeister | geboren 1971 | aus Riedstadt

Isabel Köhler-Hande (Die Grünen), Justizbeamtin | geboren 1983 | aus Riedstadt

Stephan Dehler (FDP), Geschäftsführer | geboren 1984 | aus Trebur

Ingeborg Horn-Posmyk (AfD), Rentnerin | geboren 1957 |aus Biebesheim am Rhein

Jörg Cezanne (Die Linke), Bundestagsabgeordneter |geboren 1958 | aus Mörfelden-Walldorf

Rolf Leinz (Freie Wähler), Diplom-Verwaltungswirt | geboren 1963 | aus Ginsheim-Gustavsburg

Uwe Lautenschläger (Volt), Sozialpädagoge | geboren 1969 | aus Nauheim

Anne Fröhlich (MLPD), Logopädin | geboren 1975 | aus Rüsselsheim 


neuesausdermainspitze.de // 13.02.2025