„Fairer Handel“ lautet die deutsche Übersetzung des englischen Wortes „Fairtrade“. Bis zum 16. März informiert die Ausstellung »Hessen fairändert« des Weltläden Hessen e.V. in Ginsheim-Gustavsburg auf zehn Roll-Ups darüber, wie wir durch den Kauf von Produkten zu einem fairen Preis und unter Einhaltung bestimmter sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Standards die Lebensbedingungen von Bauern und Arbeitern in Entwicklungsländern verbessern können.
Auf dem Weg zur »Fairtrade-Town« eröffnete die Nachhaltigkeitsinitiative GiGu am vergangenen Freitag die Präsentation der Infotafeln in Sonjas Blumengarten in Ginsheim. Vom 9. bis 16. März gastiert die Ausstellung in der Buchhandlung in der Villa Herrmann.
„Wir entwickeln die Ausstellung seit 2014 regelmäßig weiter“, erklärt Christina Schlag, die sich als Kuratorin im Mini-Dachverband der 50 Weltläden in Hessen um die Ausstellung kümmert. „2020 setzten wir den neuen Schwerpunkt, bei dem die Frage »wie kommen wir zu einem guten Leben für alle?« im Zentrum steht. Die Ausstellung stellt die Sichtweisen unterschiedlicher Gruppen in neun Themen dar und zeigt, welch wichtige Aufgabe Vernetzung spielt, um der Fragestellung zu begegnen“, so die Kuratorin. Mit den Überschriften „Klimawandel und Gerechtigkeit“, „Flucht“, „Geschlechter Gerechtigkeit“, „Verantwortlich Handeln“, „Bewaffnete Konflikte und Krieg“, „Ernährungs-Souveränität“, „Gutes Leben für alle“, „Welthandel und Ausbeute“ und „Globaler Blick und lokales Handeln“ informieren die Tafeln mit gut verständlichen Texten und illustrierenden Bildern nachhaltig und differenziert über die Welt des fairen Handels“.
Nicht so einfach
Bürgermeister Thorsten Siehr eröffnete die Ausstellung und dankte in seiner Begrüßung der Unternehmerin Sonja Heuser, die ihren Blumengarten als Ausstellungsfläche zur Verfügung stellte und selbst fair gehandelte Produkte anbietet. „Es ist ein wichtiges Kriterium, dass auch der Handel mitspielt“, sagte er, bevor ihn Sonja mit der Frage „ich hoffe, die Stadt hat schon alles auf Fairtrade umgestellt“ konfrontierte. „Wir sind auf einem guten Weg“, antwortete der Bürgermeister lachend.
Sehr selbstkritisch ging Sonja Heuser mit dem Thema um und gestand, dass sie zwar viele Secondhand-, aber wenig fair gehandelte Kleidung besitze. Es war deutlich zu spüren, wie sie damit die Selbstreflexion der Gäste anstieß. Fair gehandelte Produkte anzubieten sei in ihrer Branche eine Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Werten, denn während ihr Geschäftsmodell zu 100 Prozent auf dem Verkauf von Pflanzen basiere, leisten es sich Bau- und Supermärkte, Blumen & Co. als Nebenprodukte mitzuverkaufen. Seit kurzem bietet Sonja neben Beratung und Verkauf von Pflanzen ihr Know-how in Sachen Upcycling in einem Videoformat an. Die sympathischen Erklärfilme zum Thema Kreativität und Nachhaltigkeit sind auf facebook.com/SonjasBlumenGarten und instagram.com/sonjas_blumengarten kostenlos abrufbar. Das Nachhaltigkeit für sie ein sehr persönliches Anliegen ist, wurde bei ihrer Einladung zum Essen und Trinken deutlich. „Wir haben Kuchen, Getränke und abgelaufenes Bier – wir wollten es nicht wegwerfen“, sagte sie, worauf sich Patrick Pfannschmidt von »Personal und Soziales bei der Stadt GiGu« mit den Worten „ich probiere mal so ein abgelaufenes Bier“ mutig als Vorkoster zur Verfügung stellte.
„Fairenderung“ braucht Mut, unkonventionelle Ideen und konsequentes Handeln. Nur so entsteht vielleicht ein Bewusstsein dafür, dass faire Preise für Produkte des Internationalen Handels wie Kaffee, Kakao, Tee oder Baumwolle nur ein Verbindungsglied zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen auf der ganzen Welt sind.
Axel S.
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