VOCALCONSORT inspiriert mit klangvollen Herz-Gedanken

Konzert am vergangenen Freitag in der Herz-Jesu-Kirche Gustavsburg

Als Consort bezeichnet man in der Renaissance ein Ensemble aus Musikinstrumentalisten. Das im Juni 2017 in Mainz gegründete Sextett „VOCALCONSORT“ orientiert sich ebenfalls an Musikstücken dieser und nachfolgender Epochen, setzt aber stattdessen auf die mehrstimmige Kraft der Gesangsdarbietung. Ein Ensemble, dessen Sängerinnen und Sänger schon vor dem Ausbruch der Pandemie Erfolge verbuchen konnte, in den vergangenen zwei Jahren aber eine Corona-Zwangspause einlegen musste. 

 

Beim Auftritt in der Herz-Jesu-Kirche zeigten sich die 30 Vokal-Musik-Freunde etwas überrascht, dass das Sextett zum Septett mutierte. Bei der Eröffnung machte Carsten Siering deutlich, dass aufgrund der Erkrankung der Altistin eine Solistin eingesprungen war. So changierten Andrea Jantzen und Jessica Quinlan ihre eingeübten Solo-Partien im Rahmen des Konzerts „Herz-Gedanken“ in beeindruckender klangvoller Weise. Mit Sopranistin Annika Wehrle  und Mezzosopranistin Judith Kissel werden die Frauenstimmen komplettiert, Tenor Andreas Klopp, Bariton Niklas Wawrzyniak und Carsten Siering (Bass) erfüllen die Bandbreite der männlichen Gesangspartien. 

Schon in der Barocklyrik offenbaren sich die Herzgedanken, genährt durch die Literatur der Romantik. Gewissermaßen traut sich der Mensch dem Herzen gleichzeitig ein weitaus umfassenderes Denken als dem Kopf zu gestatten. Gedankengänge, die der Dichter August von Platen zu lyrischen Sentenzen verheißen ließ: „Je nachdem das Herz der Menschen, sind auch ihre Herzgedanken.“ Aus dem „Jungbrunnen" schöpft Paul Heyse „All meine Herzgedanken“, die „immer bei der Angebeteten sind“, mit der schmerzhaften Erkenntnis, dass Gott die vereinen wollte, die füreinander bestimmt sind" Ein Lied, dass Johannes Brahms für den gemischten Chor komponiert hat. Beeindruckend ist die Komposition „How can I keep from singing“ des Engländers Robert Lowry. Da fließt das Leben in einem endlosen Lied dahin, selbst wenn die Freude und Trost verblassen, lebt doch diese Melodie weiter." Heinrich Schütz gilt als Vertreter des Frühbarocks und insbesondere der geistlichen Vokalmusik. So lehnt sich Schütz an den Psalm 19 an, in dem die Himmel die Ehre Gottes erzählen. In französischer Sprache erhebt „VOCALCONCERT“ seine Stimmenvielfalt beim „Chantez de Dieu“, singt das Lob Gottes, widmet sich dem liturgischen Text „Adoramus te, Christe“ in lateinischer Sprache von Claudio Monteverdi. Richard Rodgers "Blue Moon" erfährt leichte Scat-Singing-Sequenzen, großartig! Bemerkenswert auch, in jiddischer Sprache „von Vögel auf den Zweigen zu träumen“. Wie heißt es da so schön? „Shlof, mayn tayer kind.“ Da darf sich nach einer guten Stunde das Sextett mit einem „Ade zur guten Nacht“, komponiert vom deutschen Kirchenmusiker Helmut Barbe, unter starkem Applaus verabschieden. Als Zugabe entführt das Ensemble das Auditorium in die „stille Zeit“, über die weit über die Berge reichende Einsamkeit.

 

Norbert Fluhr



12.05.2022