... am 16. Juli 2024 wäre Kurt Palm 100 geworden!

Flying Popcorn von Rita Wiebe und Swing von Café Chez Nous im Foyer der Burg-Lichtspiele

„Kurt-Palm-Revial-Filmnacht“ tauften die Freunde der Burg-Lichtspiele die Geburtstagsparty für den Gründer des Gustavsburger Kinos. Mit Swingmusik und Luft­akrobatik rahmte der Verein einen ganz besonderen Filmabend ein und gedachte so dem Filmpionier, der vor über 75 Jahren den Mut besaß, die ehemalige Notkapelle in Gustavsburg in die heutigen Burg-Lichtspiele zu verwandeln. 

 

Aufklärungsfilme, Kriegsdokumentationen und lustige Sexcartoons – das Kinoprogramm am Mittwoch, den 3. Juli war genauso bunt, wie das Schaffen Kurt Palms. „Die Resonanz war so hoch, dass wir keine freien Sitzplätze mehr hatten. Besonders freuen wir uns, dass Erika Palm – die Frau des Filmpioniers – zu Gast in den Burg-Lichtspielen war. Sie und die vielen Menschen, die Kurt Palm kannten, unterhielten sich noch lange, nachdem der letzte Film über die Leinwand flimmerte, über den unschätzbaren Wert seines Schaffens“, so Frauke Nussbeutel vom Vereinsvorstand. Die Freunde der Burg-Lichtspiele bewahren den Spirit Palms im Gustavsburger Lichtspielhaus, wie auch die Gedenktafel im Foyer verdeutlicht. 

Moderator Axel S. beendete den Abend mit Worten des Gründers der Burg-Lichtspiele, die er bei der Wiedereröffnung im April 2011 mitgeschrieben hatte: „In diesem, wunderschönen, renovierten Bau, erlebte ich eine der wichtigsten Epochen meines Lebens. Hier stand die Wiege für mein Leben für den Film, das mich von hier aus fast in die ganze Welt führte. (...) Ich wünsche den Burg-Lichtspielen und dem Verein eine erfolgreiche Zukunft“, so das Zitat Kurt Palms.


"Seit dem Jahr 1945 schlägt mein Herz für die Burg-Lichtspiele Gustavsburg und ab heute schlägt auch wieder das Herz in diesem Bau."

Kurt Palm 

bei der Wiedereröffnung der Burg-Lichtspiele im April 2011 (damals vorgetragen von Walter Felder)


Erika Palm im Gespräch mit Wolfgang Schneider



Kurt Palm, der „Filmnarr“

von Professor Dr. Wolfgang Schneider

 

Kurz nach erfolgreicher Lehrzeit als Elektriker wurde Kurt Palm zur Wehrmacht eingezogen. An der „Ostfront“ musste er mit einer Kamera „bewaffnet“ hinter die „feindlichen“ Linien, um dort „die Stärke und Lage des Feindes“ zu dokumentieren. Im „Kessel von Stalingrad“ wurde er mehrfach verwundet und hatte das Glück, ausgeflogen zu werden. Im Zeitzeugenportal der Stiftung Haus der Geschichte kann man fünf kurze Videos mit ihm sehen, in denen er als Augenzeuge über Ereignisse des Grauens in dem vom Deutschen Reich entfachten Zweiten Weltkrieg berichtet.

 

„Ich war schon als Kind ein Filmnarr“, schreibt Kurt Palm anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Burg-Lichtspiele, „dies wussten auch meine Eltern, und so bekam ich an Weihnachten 1932 ein kleines 35mm-Vorführgerät mit Handkurbel und Wochenschau-Ausschnitten geschenkt“. Als Schüler verbrachte er seine Freizeit im Kino und wurde „gegen Geld oder Arbeit“ als Filmvorführer ausgebildet. Rund zwei Dutzend Kinos gehörten zu seinem Imperium, die Produktionsfirma REPA-Film, ein Kopierwerk und ein Trickfilmstudio.

Kurt Palm „entdeckte“ Dunja Rajter für den Film, trank mit Hans Albers schon zum Frühstück ein Zahnputzglas Schnaps, hatte Stars wie Conny Froboess, Hardy Krüger, Beppo Brehm, Karin Dor oder Willi Millowitsch zu Gast, schrieb eine Rede für Bundeskanzler Willy Brandt zur Eröffnung der Berlinale, reiste mit einer Wirtschaftsdelegation auf Einladung des sowjetischen Präsidenten Chruschtschows nach Moskau, und gilt als Pionier des Sexfilms in Deutschland.

„Ich habe Vieles erreicht“, schreibt er rückblickend, „habe oft Kopf und Kragen riskiert. Wenn ich heute von Erfolg reden kann, kann ich auch sagen, mir wurde stets der Rücken freigehalten: Ich brauchte mich nicht um Personalangelegenheiten oder die Buchhaltung kümmern, meine Frau Erika hat mir dies alles abgenommen und ich bin dabei gut gefahren.“

 

Vera Ruzhentcova am „Vertikaltuch“ und Axel S. am Mikrofon



11.07.2024