„Rote Rutsche war der Anstoß“

Zehn Familien beleben „toten Spielplatz“ in Ginsheim-Nord

„Eine Wippe, Schaukeln, Federtiere und ein kleiner Turm mit Rutsche“ – so beschreiben Ureinwohner von Ginsheim-Nord den früheren Quartiers-Spielplatz „In der Ewigkeit“. Eine zu geringe Nutzung habe den Unterhaltungsaufwand unverhältnismäßig gemacht, antwortet die Pressestelle auf unsere Frage, warum sich die Spielgeräte von damals im Jenseits befinden. Seit wenigen Wochen stattet ein Zusammenschluss befreundeter Anwohner die Grünfläche mit selbst gekauften Spielgeräten aus. „Hier leben rund 20 Kinder, die davon profitieren. Freunde, die zu Besuch kommen nicht mitgerechnet“, argumentieren die Eltern, während ihr Nachwuchs, buddelt, rutscht und Fußball spielt. 

Wird die Auferstehung der „toten Spielplätze“ zum Sommerhit?


„Zehn bis 60 Minuten dauert der Fußweg zum nächsten »richtigen« Spielplatz – je nach Stimmung der Kinder“, erzählen die Eltern schmunzelnd. Grund genug selbst aktiv zu werden: Nachdem Unbekannte eine rote Rutsche abstellten, kauften die Eltern bei Ebay für 200 € ein Spielhaus, eine Spielküche, Bobbycars und ein Fußballtor – ganz zur Freude der Kinder. Die Stadtverwaltung begrüßt das bürgerschaftliche Engagement, verweist aber auch auf die Frage der Haftung: Das Bestücken öffentlicher Flächen mit privaten Spielgeräten sei nicht möglich. „Öffentliche Räume im Allgemeinen, wie auch Spielgeräte im Besonderen, bedürfen einer regelmäßigen Kontrolle. Material und Struktur unterliegen hohen Sicherheitsanforderungen“, positioniert sich die Verwaltung, stellt aber in Aussicht, dass „über vertragliche Vereinbarungen“ die individuelle Nutzungen von Flächen und Einrichtungen ermöglicht werden könne.

 

Spielplatzkonzept

2014 beschlossen die Stadtverordneten, den größeren Spielplatz (hinter der Kita „Die Villa“) zu erweitern. Die Umsetzung startete im August 2017, im Zuge dessen wurden sechs Quartierspielplätze zurück gebaut. Die Spielgeräte waren überaltert und neue Investitionen wären nötig gewesen, um den geänderten Erwartungen der Kinder an die Spielqualität gerecht zu werden, argumentiert die Pressestelle.

 

„Durch die höhere Präsenz der Stadtpolizei reduzierte sich der Dreck, den IGS-Schüler hier hinterlassen. Wir würden uns freuen, wenn die Stadt auch regelmäßiger die Hecken, den Rasen und den (noch vorhandenen) Sandkasten pflegen könnte. Dieser ist eher ein Katzenklo“, wünschen sich die Eltern. Vier Pflegegänge im Jahr seien auf Basis der politischen Beschlusslage möglich, schreibt die Stadt. Da auch die Freifläche mit Klettergerüst an der IGS aufgrund des Containergebäudes für die Gymnasiale Oberstufe wegfalle, hoffen die Eltern weiterhin auf die Renaissance des Mini-Spielplatzes „In der Ewigkeit“.                                                  

Axel S. 


25.07.2024