Wer am Sonntag, 16. Juli, zum evangelischen Gemeindefest in Ginsheim wollte, musste nur in Richtung Altrhein der schwungvollen Musik folgen. Das bunte Festgelände an der Kirche war erfüllt von Gesprächen, Lachen, Musik, Gesang und dem Duft von Gegrilltem und Crêpes.
Der Tag startete mit einem gut besuchten Festgottesdient, an den sich ein Frühschoppen anschloss. Der evangelische Posaunenchor trug mit seinen Melodien zu einer heiteren Stimmung bei. Das sonnige Wetter und das vielversprechende Unterhaltungsprogramm für Jung und Alt lockte viele Menschen an. Dennoch fand jeder ein Plätzchen und die herzliche Atmosphäre schuf einen Ort des Austauschs und der Zusammengehörigkeit.
Während die Erwachsenen lebendige Gespräche führten, in der Kirche und im Gemeindehaus Unbekanntes entdeckten oder an kleinen Marktständen mit Selbstgenähtem, Gebasteltem und vielem mehr verweilten, tobten die Kinder in der Hüpfburg, ließen sich an der Spielestation bespaßen oder ihre Gesichter bemalen.
Führungen
Anlass für das Gemeindefest war das 70. Jubiläum der Wiedereinweihung der evangelischen Kirche nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg. Interessierte konnten sich über die Geschichte der Kirche anhand von Modellen und einer Foto-Ausstellung informieren. Wem dies nicht genügte, nahm an einer Führung von Carl Guthmann, Architektur-Student aus Ginsheim, teil. Guthmann, von dem auch eines der Modelle stammt, beantwortete mit großem Fachwissen die Fragen der Besucher und führte sie professionell auch an Stellen, die sonst für Gäste unzugänglich sind. Flankiert von seinem Vater Peter Guthmann erfuhren die Zuhörer viel Interessantes und Neues.
Wer noch mehr Überraschendes entdecken wollte, konnte sich der Gemeindehausführung von Kirchenvorstandsmitglied Roland Strahl anschließen. Strahl führte vor allem durch den riesigen labyrinthartigen Keller, der einiges an Ungeahntem birgt.
Ausstellung von Elisaveta Krasivaya
Besinnliche Momente schufen die 70 Zeichnungen der ukrainischen Illustratorin Elisaveta Krasivaya. Ergreifend hat die 21-Jährige ihre Flucht aus der Ukraine nach Rüsselsheim dokumentiert. Verstärkt werden die Bilder durch Texte der Künstlerin: „Ich hoffe so sehr, diesen Frühling kommen die Vögel zurück und bringen uns auf ihren Flügeln den Frieden“ oder: „[…] denke ich, es war alles nur ein Albtraum. Aber man hört immer wieder die lauten Explosionen und merkt, dass es grausame Realität ist“.
Gemeinsames Singen
Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hatte Armin Rauch, Leiter der Ginsheimer Kantorei, für das offene Singen Lieder ausgewählt, die Hoffnung geben. Als Einladung ließ sich sicher dieses Lied verstehen: „Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“
Ein Tag voller Freude, Gespräche und Gemeinschaft
Für Pfarrerin Julia Christensen und das Organisations- und Ausführungsteam – alles Ehrenamtliche der evangelischen Kirchengemeinde – scheint sich der vor dem Fest geäußerte Wunsch erfüllt zu haben: „Alle Besucher sollen Spaß haben, Christenheit und Gemeinde feiern und Gemeinschaft erleben“.
Ingrid Komossa
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