Die Resonanz und das Wetter überraschten Akteure, Veranstalter und Besucher gleichermaßen. Der Bischofsheimer Kultursommer erzeugt Gravitation. Ohne einen Aufruf meldeten sich zahlreiche Sängerinnen, um gemeinsam bei der Zweitauflage von „Zwischen Nierentisch und Petticoat“ im Rosengarten Schlager der 50er und 60er Jahre zum Besten zu geben. Die Ferienspiele des Heimat- und Geschichtsvereins waren vor Erscheinen des Spielplans ausgebucht und das Internationale Kinderfest stellte einen neuen Rekord auf, was die Anzahl der Mitwirkenden und Besucher angeht. Was mit einem Regenschauer kurz vor der Eröffnung am 21.06. begann, endete mit Nieselregen beim Finale. Dazwischen strahlte die Sonne, wie auf dem von Verwaltungsmitarbeiter Dietmar Zaia gezeichneten Logo „Turmi und Sonni“. Viel Spaß mit diesem Rückblick. Die „7 (Litfaß)Säulen der Kunst“ betrachtet Redakeurin Ingrid in der kommenden Ausgabe.
Der Evangelische Posaunenchor eröffnete auf der Palazzo-Brücke den 3. Bischemer Kultursommer. Ballonkünstlerin Rita Wiebe und Luftartistin Vera Ruzhentcova begeisterten, die Kulturkommission sagte allerlei über „Alle guten Dinge sind drei“, der Gemeindevertretervorsteher ehrte Udo Rosenthal mit dem Bürgerpreis, Willi Wolf wurde mit dem Vereinslied der SV07 eingespielt und die mehr als 200 Besucher sangen mit. Thomas Kolmar rockte dieses Mal mit „Brandy Beatles Complete“.
„Da wo man singt, da lass dich nieder“ hieß es erneut auf dem Platz vor dem Seniorenpark, dieses Mal mit einem Konzert des Gesangvereins Liederkranz. Als Beitrag im Rahmen des jährlichen Sommerfestes kam der gemischte Chor unter der Leitung von Frank Linnerth mit seinem Repertoire sehr gut an. Besondere Freude machten die Sängerinnen und Sängern den Senioreninnen und Senioren mit einigen bekannten Liedern, die eigens zum Mitsingen ausgewählt wurden.
Die Anfrage von Teams war so groß, dass der Veranstalter die Anmeldung zum Bouleturnier schließen musste. Zum zweiten Mal lud die Siedlergemeinschaft auf die Boulebahnen am Biergarten in der Böcklersiedlung ein. Neu war ein kleiner Kunsthandwerkermarkt, der dem sympathischen Wettkampf eine besondere Atmosphäre verlieh. Das Team „Bistro 2“ belegte den ersten Platz. Platz 2 ging an „TSV 1“ und Platz 3 belegte die „GALB“. Insgesamt nahmen zehn Mannschaften teil.
Mit einem Selfie-Point beteiligte sich die Jugendpflege am Kultursommer. Mit Jonas Reschenberg kreierten Kinder- und Jugendliche einen dreidimensionalen Fotohintergrund, der auf Dauer ins Jugendhaus integriert wird.
Erste Selbstportraits wurden bei der Eröffnung mit Eis und Akrobatik bereits erstellt und unter dem Hashtag #bischemerkultursommer gepostet. Weitere sind zu Öffnungszeiten des Jugendhauses möglich.
Traditionell beginnen die Altkerweborsch am Freitag vor Kerb. Und dieses Mal gab es neben Bier und Bruzzelwerkstatt noch etwas ganz Besonderes zu genießen: Kerwegeschichten aus der Kerwegeschichte. Kerwevadder Rolf Maixner gab Verse aus seinen beiden Reden als Merkel Anfang der 1980er Jahre zum Besten, Uli Thon, Mitbegründer des Ortsjugendrings, erzählte aus den Jahren 1968, wo die Kerwelies auch schon mal mit dem Hubschrauber anreiste. Der Erste Beigeordnete Wolfgang Schneider zitierte aus seiner Eröffnungsrede von 2008, in Vertretung des damaligen Bürgermeisters: „Der eine Kerwevadder, der heißt Engel, der annern iss enn rote Bengel. Lieber Rolf, Euch sei gedankt, uffgebasst, dass ihr nicht schwankt. Wie der große Kerwebaum, er steht und hält, man glaubt es kaum. Rot-Weiß geschmückt sinn unsre Gassen, um die Sau mal raus zu lassen.“ Bürgermeisterin Lisa Gößwein, selbst jahrelang Kerwemeedsche, verlas einen Bericht von Jakob Bersch zur Kerb 1954.
Am Kerwesonntag war der Kultursommer im Weindorf zu Gast, präsentierte ein Konzert des Handharmonika-Spielrings, die Tanzzwerge und die Tanzteens des Turnvereins unter der Leitung von Loumea Bang sowie eine für Bischofsheimer Ohren ungewöhnliche Musik: Ayse Bozkurt und Hanifi Simsek sangen zur und spielten auf der Saz, dem türkischen Instrument, das mit einer Gitarre vergleichbar ist.
Ein Großereignis war ein Abend, ganz im Zeichen des Dichterfürsten. Zum 275. Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe präsentierte Professor Dr. Wolfgang Schneider am Ende der Goethestraße auf dem Himmelspfad – einen Ort, den er kurzerhand zum Goethe-Platz umbenannte, – Gedichte und Balladen. Zusammen mit seinem früheren Musiklehrer Albrecht Schmidt gab es den „Erlkönig“ gleich in drei Fassungen zu hören und den „Zauberlehrling“ mit Besen und Eimer. Winzermeister Michael Bott erzählte launisch vom Weintrinker und Frauenheld Goethe und kredenzte im eigens für das Fest gestalteten Probiergläschen Köstliches aus dem Keller. Höhepunkt für die mehr als 250 Besucher war der Auftritt von Sängerinnen und Sängern von „Sound of Musicals“, die aus ihrem diesjährigen Repertoire sieben Lieder aus dem Musical „Goethe!“ intonierten. Begleitet vom fünfköpfigen Hausorchester ging es um die jungen Jahre des Jurastudenten, der sich aber mehr der Literatur zugehörig fühlte, der sich schnell verliebte und zwischen Leidenschaft und Konvention zu kämpfen hatte.
Der 3. Bischemer Kultursommer ging mit einer weltlichen Prozession zu Ende. Mit der Sambagruppe „Bateria Caiperhina“ ging es von der Katholischen zur Evangelischen Kirche, wo die Teilnehmenden am Tag des offenen Denkmals mit historischen Fakten von Pfarrer Bardo Maria Haus und Pfarrerin Katharina Meckbach empfangen wurden. Magnus Treber spielte die Orgel und Lisa Gößwein schraubte zusammen mit dem Ersten Beigeordneten ein Emailleschild an die Kirchenmauer, das nun auch die älteste Kirche in Bischofsheim als Kulturdenkmal ausweist.
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