Hass und Hetzte im Netz: Meinungsfreiheit oder schon eine Straftat?

Im Gespräch mit den Facebook-Gruppen der Mainspitze

Wer sich in den sozialen Medien bewegt, der kennt es: Kommentare zu Beiträgen, bei denen man sich fragt, ob dies noch als Meinungsfreiheit zählen kann. In diesem Beitrag breche ich ein Thema, dass uns weltweit beschäftigt, auf die Mainspitze herunter und tauschte mich hierfür mit den Administratoren der Facebook-Gruppen „Bischem – Bischofsheim“ und „Ginsheim-Gustavsburg“ aus. Ihre Erfahrungen empfinde ich als spannend, die Entwicklung der von ihnen aufgestellten „Gruppenregeln“ setzen Hass und Hetzte etwas entgegen.

Immer wieder kommt es vor, dass Personen des öffentlichen Lebens aufgrund negativer Erfahrungen in Facebook, Instagram und Co. Konsequenzen ziehen und sich aus den sozialen Medien zurückziehen. Es bleibt aber nicht immer nur bei Beschimpfungen und Beleidigungen, z.B. wurden nach der Niederlage im Finale der Fußball-EM drei englischen Spieler, welche im Elfmeterschießen den Elfmeter nicht verwandelten, massiv beleidigt, auch in den sozialen Medien. Nach Meldung der Tagesschau von 5. August wurden in diesem Zusammenhang sogar elf Personen vorübergehend verhaftet.

In den Facebook-Gruppen Ginsheim-Gustavsburg und Bischem – Bischofsheim ist der Umgang der Mitglieder untereinander bei den Gruppenadmins ein großes Thema. In beiden Gruppen kommt es immer öfters zu Verstößen gegen die jeweiligen Gruppenregeln und die Administratoren müssen einschreiten.  Es kommt auch vor, dass Mitglieder aus der Gruppe ausgeschlossen werden. Als Reaktion erleben die ehrenamtlichen Organisatoren der Facebook-Gruppen Unverständnis, Beleidigungen und üble Nachrede. Wen wundert es, dass sich die Gruppenadmins vor allem eins wünschen – nämlich das Einhalten der Gruppenregeln, Respekt, Toleranz und die Akzeptanz anderer Meinungen. 

„Wir versuchen jeden Verstoß zu ahnden“, berichtet Markus Späth, Gründer der Facebook-Gruppe GiGu. „Das ist uns nicht immer möglich weil wir nicht immer jeden Kommentar lesen. Wir sind dann auf unsere Mitglieder angewiesen, die Kommentare an uns melden können. Wenn dies geschieht, schauen wir es uns an und entscheiden dann.“ Zum Ahnden verweist die Facebook-Gruppe GiGu auf die drei Möglichkeiten: Stummschalten des Mitgliedes für einen kurzen bis langen Zeitraum, Anschreiben des Mitgliedes, um zu sensibilisieren und Ausschluss des Mitgliedes aus der Gruppe. Auch für die Admins der Bischofsheimer Facebook-Gruppe sind die Regeln ein zentrales Thema. „Mit der Zeit haben wir die Gruppenregeln kontinuierlich erweitert und – nach Vorkommnissen – immer wieder angepasst. Wichtig ist uns Anstand und das Respektieren anderer Meinungen. Hier hakt es leider des Öfteren ...“, berichten Gründer Matthias Thon und Moderator Dennis Wildhirth. Beide setzten sich auch mit der Frage auseinander, wie Unstimmigkeiten entstehen. „Die sozialen Medien haben einen entscheidenden Nachteil: Es fehlen Gestik, Mimik, Tonfall und andere Faktoren der Kommunikation ... So wird Geschriebenes schnell anders verstanden, als es gemeint war und der Konflikt ist vorprogrammiert“, so die Admins der Facebook-Gruppe.

„Ich wünsche mir, dass die Mitglieder Respektvoll miteinander umgehen, so wie sie es auch auf der Straße tun würden“, sagt Markus Späth abschließend. Seine Bischofsheimer Kollegen Dennis Wildhirth und Matthias Thon stimmen zu und betonen: „Wir freuen uns über lebhafte und auch gern kontroverse Diskussionen zu Bischemer Themen, würden uns aber an der einen oder anderen Stelle mehr Toleranz und vor allem Akzeptanz anderer Meinungen wünschen. Das schließt sich nämlich nicht aus.“

Wolfgang Löblein

 

 

Der Autor Wolfgang Löblein engagiert sich beruflich wie privat gegen „Hass & Hetze“. Er ist aktives Mitglied mehrerer Vereine der Mainspitze und Ehrenamtsbeauftragter dieser Zeitung. 


Hinweis auf Meldestellen:

Vom Kreis: nora-gg.de

Vom Land: hessengegenhetze.de

 

Weitere Infos zum Thema:

www.aktion-tu-was.de

www.no-hate-speech.de




16.09.2021