Der derzeit 360 Mitglieder zählende Heimat- und Verkehrsverein(HVV) Ginsheim-Gustavsburg weiß seit vielen Jahren die Historie als auch das neuzeitliche Wirken von Künstlern zu verknüpfen – und zugleich einen Herbstmarkt im Heimatmuseum mit dem Erntedankfest zu verbinden. Ein farbenprächtiges Ambiente rund um den floral geschmückten Ortsbrunnen. Angesichts des launigen Wettergottes freute sich Vorsitzender Martin Hofmann über die Besucherresonanz. Auch wenn viele Ginsheimer schon die Schätze im Heimatmuseum des Öfteren bestaunt haben, gibt es an allen Öffnungstagen selbstgebackenen Kuchen und Kaffee. Am Wochenende war dies nicht anders, allerdings hatte das Küchenteam die Angebotspalette jahreszeitlich umgestellt. Da herrschte gleich zu Beginn eine starke Nachfrage nach einer lecker mundenden Kürbissuppe und einem Zwiebelkuchen mit Federweißer oder Apfelmost.
Wer noch nie im Heimatmuseum war, zog es vor, die Stufen nach oben zu besteigen. Da wurden bei vielen Erstbesuchern die Erinnerungen an die kleinen Räumlichkeiten der Menschen in Ginsheim wachgerufen, als im Schlafzimmer ein Waschlabor aufgestellt wurde. Ein Bett, in dem ein Ehepaar gedachte, die Nacht zu verbringen, und erst am Morgen auf die Toilette im Hof zu gehen. Da lohnte es sich schon beizeiten einen Potschamber unter das Bett zu schieben. Dass seinerzeit die kleinen Wohnungen nur spärlich gewärmt oder beleuchtet wurden, mag zu einer historischen Schmunzel-Retrospektive einladen, wenn nicht die Menschen in der Jetzt-Zeit sich mit einer tatsächlichen Energie-Kosten-Explosion konfrontiert sehen würden. Dass viele Besucher im Heimatmuseum sich an nostalgischen Gegenständen nur im Vorübergehen begeisterten, enttäuschte manchen Verkäufer. Die antiquiert wirkenden Waren verkaufen die Aussteller zu einem angemessenen Preis. Kein Nippes, sondern originelle Gegenstände, die noch funktionieren.
Der HVV-Vorstand, der angesichts des 70. Bestehens schon jetzt Vorbereitungen für das Jahr 2024 trifft, lud die Besucher im Heimatmuseum zu einem kleinen Fußweg in die altere Wagnerei in der Hauptstraße 44 ein. Die Werkstatt im Dauborn-Haus wurde am Tag des Denkmals geöffnet. Da erstmals im Innenhof Hobbykünstler einen Stand aufgebaut hatten, bestand auch Gelegenheit zum Besuch der alten Wagnerei, die sonst geschlossen ist. Eine Werkstatt, die ganz im Sinne eines ordnungsliebenden Handwerkers aufgeräumt ist. Da sind die Werkzeuge akkurat aufbewahrt. Ein Handwerk, das Adam Dauborn ab 1939 bei seinem Vater erlernte. Im Jahr 2018 erinnerte sich der hochbetagte und inzwischen verstorbene Dauborn noch an seine damalige Wirkungsstätte, insbesondere an das „Prachtstück“, eine mehr als 100 Jahre alte Bandsäge, genauer gesagt ein Bandsägen-Lotapparat namens WIGO 1021, aus dem Hause des Mainzer Eisenwarengroßhandelsunternehmen Friedrich Listmann und Johann Stellwagen.
Norbert Fluhr
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