Drei Vorschläge für „Spielplatz“ In der Ewigkeit

Bürgermeister nimmt Stellung zum Einzäunen der Grünfläche

„Die Kontaktaufnahme mit den Eltern war sicherlich etwas holprig“, räumt Bürgermeister Thorsten Siehr (SPD) zu Beginn des Interviews ein. – Im Juli (Ausgabe #111 vom 25.07.2024) berichteten wir über eine Elterninitiative, die einen ehemaligen Spielplatz in Ginsheim-Nord mit selbst gekauften Spielgeräten ausstattete. Rund einen Monat später zäunte die Stadtverwaltung das Gelände ein und forderte die Eltern auf, die Spielgeräte zu entfernen, da diese nicht der DIN-Norm entsprächen (Ausgabe #113 vom 12.09.2024). Daraufhin erhielt unsere Redaktion zahlreiche Zuschriften, mit denen Axel S. den Bürgermeister im »GiGu to go«-Interview konfrontierte.


Das komplette Interview gibts in der Mediathek: www.gigutogo.de 



Aufgrund der Urlaubszeiten sei die Kontaktaufnahme mit den Eltern nicht früher möglich gewesen, erklärt Thorsten Siehr zu Beginn des Gespräches, betonte aber auch, dass der Fachbereich Raum Bau und Umwelt mit dem Einzäunen „völlig korrekt“ gehandel habe. Das aufgestellte Fußballtor oder die Rutsche seien –im Gegensatz zu DINgerechten Geräten – nicht vorm Umfallen geschützt. Die Aktivität der Eltern honoriere er trotzdem. „Ich sage, es ist gut, dass ihr etwas macht. Aber vielleicht vorher auch mal jemanden Fragen. Wir stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite“, so der Bürgermeister im Gespräch mit Axel S.

 

Erziehungsmaßnahme, Machtdemonstration und Oberlehrerhaft

„Das finde ich schon ein bisschen harten Tobak“, antwortete Thorsten Siehr, als ihn Axel mit kritischen Leserstimmen konfronierte. Als „Erziehungsmaßnahme“, „Machtdemonstration“ und „Oberlehrerhaft“ bezeichneten sie das Einzäunen der Spielfläche vor den letzten Sommertagen. „Das sind mutmaßlicherweise dann auch die Gleichen, die sich beschweren, wenn Kinder zu schaden kommen und sagen, warum habt ihr nichts gemacht“, positionierte sich der Bürgermeister.

 

Stadtverwaltung geht auf Eltern zu

Mittlerweile habe auch ein Gespräch zwischen Mitarbeitern der Stadtverwaltung und der Elterninitiative staffgefunden, das Thorsten Siehr als „konstruktiv“ beschrieb. Die Verwaltung sei mit drei Ideen auf die Familien zugegangen. Zum einen könnte die Grünfläche für einen symbolischen Betrag gepachtet und als privates Gartengrundstück genutzt werden. „Dann gelten andere Maßstäbe“, sagte der Bürgermeister. Die Zusammenarbeit mit dem Bischofsheimer Spielplätze e.V. oder das Gründen einer eigenen offiziellen Initiative sei ebenfalls eine Möglichkeit. Langwierig, aber denkbar sei auch, in den politischen Gremien dafür zu werben, den Beschluss die Spielplätze in Ginsheim-Nord an einem Ort zu konzentrieren, zu verändern. Hier könnte anerkannt werden, dass sich in der Bevölkerungsstruktur in Ginsheim-Nord etwas verändert hat. 

 

Der Burgturm

Ein Leser brachte auch einen Gedanken zur Spielplatzlandschaft in Gustavsburg ein. Dabei bezog er sich auf den Burgturm im Burgpark, der ursprünglich mal ein Spielgerät war, wegen Vandalismus gesperrt wurde und seit Jahren nicht als solches zur Verfügung steht. „Was hältst du davon, die Stadtpolizei dafür einzusetzen, dass dort wieder gespielt werden kann?“, fragte Axel. „Der Burgturm ist jetzt in einem Zustand, wo er als Spielgerät einfach nicht mehr genutzt werden kann, weil er ganz erhebliche Mängel hat“, antwortete Thorsten Siehr. Mittel zur Sanierung seien zwar durch die Regionalpark GmbH eingestellt. Die Kosten für eine Wiederherstellung als Spielgerät seien aber unverhältnismäßig hoch. „Da schaffe ich lieber einzelne Spielgeräte an.“ Dies käme die Stadtverwaltung günstiger, als diesen Turm wieder bespielbar zu machen, erklärte der Bürgermeister.

Wie alles begann: Benachbarte Eltern legten zusammen, um Spielgeräte für eine nicht genutzte, öffentliche Grünfläche zu beschaffen. Davon profitierten rund 20 Kinder und deren Freunde.

Rund vier Wochen später: Aufgrund fehlender Kontaktdaten der Eltern griff die Stadtverwaltung zum Bauzaun, statt zum Telefonhörer, was zu Nachrichten an die Redaktion führte.



neuesausdermainspitze.de // 10.10.2024