Die Gitarren-Kids: Furkan Berberoglu, Karen Khafagy und Leon Jäger mit ihrer Lehrerin Barbara Wiebe.
die Stiftungsvorstände Jutta Westhäuser und Richard von Neumann schauen zu.
Mit den Worten „Setzen Sie sich doch auf die vorderen Plätze. Für Künstler ist es angenehmer, wenn sie auf Menschen, statt auf leere Stühle blicken“, begrüßt die Vorsitzende des Stiftungsvorstands die rund 20 Gäste in den Burg-Lichtspielen. Ihre Fürsorge ist geprägt von ihrer persönlichen Bühnenerfahrung. Jutta Westhäuser weiß, worauf es für Künstler ankommt. Und so geht ihr Engagement für Kunst und Kultur an diesem Abend deutlich über ihr Ehrenamt innerhalb der Kultur-Stiftung Ginsheim-Gustavsburg hinaus. Mit Brezeln und Getränken verwandelte sie die Stifterversammlung in ein Kulturevent mit Auf-tritts-möglichkeiten für Nachwuchs-künstler und musikalischen Highlights.
Projektförderungen, Stipendien, Kunstwettbewerbe und eigene Kulturveranstaltungen – die Schwerpunkte der Kulturstiftung wachsen wie ihr Stiftungskapital. Was vor sechs Jahren mit 66.000 Euro begann, entwickelte sich positiv weiter. Mittlerweile blickt die Kulturstiftung GiGu auf ein Kapital von 80.000 Euro, was jährlich drei Prozent Zinsen abwirft. Sowohl diese Rendite als auch Spenden nutzt die Kulturstiftung für ihre Arbeit.
Die Vorzeige-Stipendiatin
Mit 100 Euro pro Monat finanziert die Kulturstiftung die zweijährige Klavierausbildung der Musikerin Barbara Wiebe. Um ein Merian-Stipendium zu erhalten, setzt die Stiftung voraus, dass es sich um eine Ausbildung handelt, die Stipendiaten in GiGu aktiv sind und die Stadt mit Auftritten bereichern. Barbara Wiebe – den Menschen der Mainspitze aus verschiedenen Band-Formationen bekannt – erfüllte alle Kriterien. Für das Mini-Konzert ihrer Band „Urban Folk Junkies“ erhielt sie an diesem Abend Beifall und mit dem gemeinsamen Auftritt von drei Kindern ihrer Gitarren-Workshops berührte sie die Herzen.
Besser als mit diesen Programmpunkten hätte der Stiftungsvorstand die Wirkungsweise von Kunst und Kultur nicht darstellen können: Wenn Barbara mit Sonnenbrille und Gitarre mit ihrer Band im Scheinwerferlicht steht, wirkt sie wie 20. Ihre musikalische Leidenschaft hält sie einfach jung. Mit ihren „Gitarren-Kids“ bildete sie eine Einheit auf Augenhöhe, kommunizierte auf englisch und performte den Titel „Bruder Jakob“ zusätzlich in deutscher, französischer, spanischer, arabischer und türkischer Sprache. Wie das Gitarrenspiel und der Gesang den Persönlichkeiten von Furkan, Karen und Leon Ausdruck verlieh, war bemerkenswert. Barbara scheint mit ihrem Musikunterricht ein Freiheitsgefühl zu vermitteln, was besonders beim spontanen Soloauftritt von Karen Khafagy deutlich wurde. Das von Barbara Wiebe liebevoll als „Stagedinosaur“ (Bühnendinosaurier) bezeichnete Mädchen sang acapella auf englisch vom Leben Peter Pans als verlorener Junge im Nimmerland. Mit ihrem Auftritt berührte sie die Besucher tief und tat etwas, was sich vermutlich keiner der Anwesenden selbst getraut hätte. Musik scheint sie mit ähnlichen „wunderbaren Gedanken“ zu versorgen wie die, die Romanfigur Peter Pan als Treibstoff zum Fliegen nutzt.
Vier Projekte gefördert
Sehr aktiv war die Kulturstiftung auch in Sachen Projektförderung. Sowohl „Monolog mit Suppe“ von Uli Wirtz von Mengden, die Bühne „Katze im Sack“, die Veranstaltungsreihe zum Thema Demenz des Lebensalter e.V. als auch die Restaurierung eines Gemarkungsbuches des Heimat- und Verkehrsverein förderte sie mit jeweils einem Betrag zwischen 300 und 1.000 Euro.
Benefizkonzert
Mit dem Benefizkonzert im Ginsheimer Bürgerhaus (17. September) veranstaltete die Kulturstiftung erstmalig ein Event in Kooperation mit den Dachverbänden der Vereine und dem Kulturbüro der Stadtverwaltung. Der Geflüchtete Ümit Enes Sanver, derzeit Jahrespraktikant im städtischen Kulturbüro, filmte das fünfeinhalbstündige Programm. Für den Abend der Stifterversammlung war ein 20-minütiger Ausschnitt auf der Kinoleinwand geplant. Die an der Veranstaltung beteiligten Gruppen erhalten eine 60-Minutenversion des Films.
Insgesamt ein gemütlicher Abend mit vielen bekannten Gesichtern im Kinosaal, wie Edmund Heidl (ehemaliger Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung GiGu), Patrick Pfannschmidt (Ehrenamtsbeauftragter der Stadtverwaltung GiGu), Richard von Neumann (Ehrenbürgermeister von GiGu und stellvertretender Stiftungsvorstand) und Thorsten Siehr. Letzterer beteiligte sich als Stiftungsmitglied sogar an den Bühnenumbauten, während er von der Vorsitzenden würdevoll als Bürgermeister begrüßt wurde und dabei mit rotem Sitzkissen in der Hand beteuerte, dass dies doch nicht nötig sei. Natürlich setzte sich Jutta Westhäuser durch und begrüßte offiziell den Bürgermeister. Als Vorsitzende einer Stiftung, die so viel kulturelle Freiheit ermöglicht, war es nur legitim, dass sie sich die Freiheit nahm, in die Rolle der stolzen Tanzte zu schlüpfen.
Den Anwesenden gefiel das lockere Miteinander und der persönliche Umgang in angenehmer Atmosphäre. „Hier ist es richtig gemütlich“, so eine Besucherin zufrieden.
Axel S.
„Was Kultur für mich bedeutet? Ich schließe mich den Worten von Prof. Dr. Wolfgang Schneider an. Er sagte mal sinngemäß:
»Kultur ist kein Sahnehäubchen, sondern grundsätzliche Identität einer Gemeinschaft und muss für alle vorgehalten sein und ihren antreibenden politischen Charakter bewahren«.“
Jutta Westhäuser, Stiftungsvorstand
Die Kulturstiftung geht auf eine Idee im Wahlkampf 2015 um das Bürgermeisteramt zurück.
Damals kandidierte Thorsten Siehr (SPD) und skizzierte die Vision einer kommunalen Kulturstiftung. Nach seiner Wahlniederlage engagierte er sich mit Mitstreitern für die Gründung der Kulturstiftung Ginsheim-Gustavsburg so wie wir sie heute kennen.
Anträge für Projekte und Stipendien können jederzeit an die Kulturstiftung gesendet werden.
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