Mit Einführung der Gelben Tonne in Bischofsheim und Ginsheim-Gustavsburg gehören herumfliegende und zerrissene Gelbe Säcke der Vergangenheit an. Doch es gibt auch kritische Stimmen und der ein oder andere Gelbe Sack könnte bleiben.
Zum 1. Januar 2024 lösen Gelbe Tonnen die Gelben Säcke ab. Über verschiedene Kanäle informierten die Kommunen darüber, dass Verpackungsmüll künftig über die Gelben Tonnen entsorgt werden kann. Eine Tatsache nimmt vielen Bürgern und Bürgerinnen aber die Vorfreude auf die neue Entsorgungsvariante, die mehr Sauberkeit, Hygiene und Umweltschutz verspricht: Es stehen nur zwei Größen der Gelben Tonne zur Verfügung − für große Wohnanlagen, ab 10 Wohneinheiten, vierrädrige Tonnen mit einem Fassungsvermögen von 1.100 Litern, für alle kleineren eine 240-Liter-Tonne.
Weitere Infos, Ansprechpartner und Antworten auf Fragen gibts auf den Websites der Kommunen und der Firma Meinhardt:
Platzproblem bei 240-Liter-Tonne
Kleinere Wohnanlagen wie Einfamilienhäuser haben auf ihren Grundstücken oft keinen Platz für so große Tonnen. In der Regel sind 120-Liter-Tonnen für Ein- oder Zweifamilienhäuser mehr als ausreichend, auch bei einer Leerung im zweiwöchentlichen Takt. Haushalte, die bereits Mülltonnenboxen für ihre anderen 120-l-Tonnen haben, können dort die große Tonne nicht unterbringen.
Keine Alternative
Auf Anfrage bei der Stadt Ginsheim-Gustavsburg hieß es, dass sich die Stadt „einem bereits im Kreis existierenden Erfassungssystem angeschlossen“ habe, das ausnahmslos diese beiden Tonnengrößen vorsehe. Eine Änderung des bestehenden Vertrags sei nicht möglich gewesen, erläutert Thorsten Siehr, Bürgermeister von Ginsheim-Gustavsburg, beim Pressetermin. Das „Duale System“, das die Grundlage für die Sammlung und Entsorgung gebrauchter Verpackungen in Deutschland ist, hätte sich wenig gesprächsbereit und flexibel gezeigt. Ohnehin sei es schwierig gewesen, eine einheitliche Lösung für die verschiedenen Interessen im Kreis Groß-Gerau zu finden.
Neuverhandlungen erst in 2026/27
Bürgermeisterin Lisa Gößwein von Bischofsheim, die ebenfalls am Pressegespräch teilnahm, beteuerte, dass man die Bedürfnisse der Bürger ernst nehme. Thorsten Siehr versicherte, das Thema Tonnengröße nochmals auf die Agenda für die nächsten Verhandlungen zu nehmen, die im Jahr 2026/27 anstehen. Auch wenn der Ausgang der Verhandlungen offen ist und erst ab dem Jahr 2028 zum Tragen kommt, stellt sich die Frage, ob es bis dahin Übergangslösungen für die Bürger:innen gibt.
Lösungsansätze
Ein Vorschlag aus dem Fragen- und Antwortkatalog der Firma Meinhardt GmbH, die mit der Verteilung und Leerung der Gelben Tonnen beauftragt wurde, lautet, sich mit Nachbarn eine Tonne zu teilen. Auch hierauf reagieren Bürger:innen mit Unverständnis. Die Stadtverwaltung erwiderte, „die Erfahrungen aus allen anderen Kommunen“ hätten gezeigt, „dass hier gute Absprachen und Lösungen zwischen den Nachbarn gefunden werden können“ und empfiehlt, „sich persönlich bei anderen Kreiskommunen zu informieren.“
Eine Alternative ist die Nutzung noch vorhandener Gelber Säcke oder anderer transparenter Säcke. Diese können von den Bürger:innen im Handel gekauft werden. Dies stellt allerdings eine weniger umweltfreundliche Lösung dar.
Theoretisch können auch kleine Gelbe Tonnen im Handel erworben werden, aber diese werden nicht geleert. Firma Meinhardt begründet dies mit dem Haftungsrecht. Jürgen Willm, Leiter des Kommunalvertriebs bei der Meinhardt GmbH, führte beim Pressegespräch aus, dass Meinhardt nur für Mängel an den durch Meinhardt bereitgestellten Tonnen hafte. Auch könne bei nicht-betriebseigenen Tonnen keine Haftung für Verletzungen der Mitarbeiter des Entsorgungsbetriebs oder anderer Personen durch eben diese Tonnen übernommen werden.
Ingrid Komossa
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