„Habe fertig“ – Stadtverordneter Udo Kraft legt Amt nieder

Egal ob nach einer turbulenten Stadtverordneten-Versammlung oder einem hitzigen Bürgermeisterwahlkampf – Udo Kraft ging stets im Guten nach Hause. Er reichte anderen die Hand – auch in schwierigen Situationen. In seiner Rolle als Stadtverordneter der Freien Wähler lenkte er die Geschicke von Ginsheim-Gustavsburg und verlor dabei nie die Gefühlswelt seiner politischen Kollegen, der Mitarbeiter im Rathaus und der Bürger der Stadt aus den Augen. Selbstbestimmt, ohne Groll aber nachdenklich verabschiedet sich der Kommunalpolitiker jetzt von seinem Amt als Stadtverordneter.

 

Udo Kraft nimmt Dinge persönlich – im positiven Sinne. Auch bei seiner politischen Arbeit wollte er stets in den Spiegel schauen können. „Warum sagt man den Bürgern nicht ehrlich »das ist nicht finanzierbar«?“, fragt sich Udo Kraft kopfschüttelnd. Konkret meint er damit Projekte, wie die Sport- und Kulturhalle und die umfangreichen Umgestaltungsideen zum Altrheinufer. „Den Leuten vorzugaukeln, dass solche Themen umgesetzt werden können, sorgt angesichts der Haushaltssituation nur für Frust – sowohl bei den Stadtverordneten, als auch den Bürgern“, beschreibt Udo einen der Mosaiksteinchen, die ihn zu seinem Fazit „ich höre auf“ brachten. 

Die Anforderungen an sein politisches Ehrenamt seien Jahr für Jahr komplexer und professioneller geworden. „Ich sah mich teilweise Themen gegenüber, die ich überhaupt nicht beurteilen konnte und diskutierte stundenlang über Projekte, die nicht finanzierbar sind“, erinnert sich der Kommunalpolitiker an Schlüsselerlebnisse. 

 

Bürgerinitiative „Mainzer Straße“

Seine politische Premiere feierte Udo Kraft, als er sich 2009 als Hausbesitzer in der Mainzer Straße Ginsheim dem Thema der Straßenbeiträge gegenüber sah. Sein Engagement in einer dafür ins Leben gerufenen Bürgerinitative brachte ihn noch im gleichen Jahr zu den Freien Wählern, für die er im Jahr 2011 erstmalig ins Stadtparlament einzog. Seit 2012 ist Udo Kraft Vorsitzender des Vereins »Freie Wähler Ginsheim-Gustavsburg e.V.«. Elf Jahre lang vertrat er die Bürger von GiGu – ohne Unterbrechung – als ehrenamtlicher Stadtverordneter. In dieser Zeit engagierte er sich zusätzlich als Vorsitzender im Bauausschuss, als Mitglied der Verbandsversammlung des Abwasser- und Servicebetriebs Mainpsitze (kurz: ASM), als Beisitzer im Vorstand des ASM und in der Betriebskommission des Servicebetriebs Bauhof (kurz: SSB).

 

„Heute ist ein ganz Großer in der Stadtpolitik gegangen“

Dass Udos Rücktritt langjährige Weggefährten nicht kalt lässt, berührt ihn. „Ich erhielt teilweise Nachrichten, bei denen ich Tränen in den Augen hatte“, erzählt Udo. „Ich freue mich sehr  zu lesen, dass auch den anderen die langjährige Teamarbeit etwas bedeutet“. So verabschiedete sich beispielsweise Dr. Alexander Rheinberger (CDU) mit den Worten: „Heute ist ein ganz Großer in der Stadtpolitik gegangen“ und Martina Schorr (Mitarbeiterin der Stadtverwaltung) schrieb: „Vielen Dank für die angenehme Zusammenarbeit in den vergangenen elf Jahren“. 

 

Udo Kraft schätzte an der politischen Arbeit in GiGu vor allem die persönlichen Kontakte und das Engagement für Dinge, die den Menschen vor Ort zu Gute kommen. „Ich wünsche mir, dass die Neuen im Stadtparlament weiterhin sachliche Themen für die Bürger auf den Weg bringen“, sagt Udo Kraft abschließend.


Axel S.


Die Freien Wähler Ginsheim-Gustavsburg traten im Jahr 2006 erstmalig bei der Kommunalwahl in GiGu an.



Alle kommunalpolitischen Ämter in Ginsheim-Gustavsburg werden ehrenamtlich ausgeübt. Ausschließlich das Bürgermeisteramt ist ein Hauptberuf.

 

In GiGu engagieren sich 37 Stadtverordnete, sechs Magistratsmitglieder und zahlreiche Mitglieder in den Parteien (SPD, CDU, Die Grünen, FDP, Freie Wähler und Die Linke) für die kommunalpolitische Gestaltung der Stadt. Zudem gibt es Beiräte als Interessenvertretung von Senioren, Eltern und Ausländern, in denen sich politisch interessiere Bürger einbringen. 



„Klimaschutz ist wichtig – aber man muss nach einem Arbeitstag nicht anderthalb Stunden lang über die Begrünung einer Bushaltestelle diskutieren.“ 

Udo Kraft




24.11.2022