„Es gab noch nie so wenige Apotheken“

„Jetzt müssen wir einen größeren Umkreis versorgen“, sagt Anke Pfleger, Inhaberin der Ginsheimer Mainspitz-Apotheke. Zum Jahresende schließt die Schwanen-Apotheke im alten Ortskern (wir berichteten). „Froh sind wir darüber nicht“, stellt Anke klar. Die Entwicklung der Apothekenlandschaft bezeichnet sie als „beängstigend“. 

Im Jahr 2022 schlossen deutschlandweit 461 Apotheken. Lediglich 74 wurden gegründet. Die Zahlen im ersten Halbjahr dieses Jahres (2. Halbjahr liegt noch nicht vor) zeigen 272 Apotheken-Schließungen, denen 34 Eröffnungen gegenüberstehen. „Die politische Situation ist unklar. Das gesamte Gesundheitssytem leidet unter Budgetkürzungen, die auch vor Apotheken nicht halt machen. Beträge, die seit über zehn Jahren nicht der Inflation angepasst wurden, erfahren gerade Kürzungen“, so Anke Pfleger, die das Apothekensterben auf diese Entwicklung zurück führt. „Ich verstehe gut, warum Apotheken dadurch unwirtschaftlich werden und schließen“.

 

„Wir werden Marina Preuhs und ihr Team vermissen!“

Sehr dankbar zeigt sich Anke Pfleger über das jahrelange kollegiale Verhältnis zur Schwanen-Apotheke. „Wir halfen uns bei Lieferengpässen und tauschten uns über Probleme aus“, erinnert sich Anke. Sie und ihr ganzes Team bedanken sich für die gute Zeit und wünschen der Inhaberin Marina Preuhs und ihren Mitarbeitern alles Gute für die Zukunft.

 

Personalprobleme und Lieferengpässe

Schon vor einiger Zeit schloss die Apotheke im Bauscheimer Ortskern, was die Nachfrage nach Rezepturen (spezifischer Arzneimittelbedarf, den Apotheken individuell herstellen) erhöhte. „Diesen höheren Aufwand müssen wir erst einmal mit unserem Acht-Personen-Team stemmen. Zudem sorgt die geringe Verfügbarkeit einiger Medikamente dafür, dass Prozesse deutlich länger dauern“, beschreibt Anke Pfleger die aktuellen Herausforderungen. 

 

E-Rezept – Geduld mitbringen

Als weitere Hürde sieht Anke die Einführung des elektronischen Rezeptes (Details als info). Auch wenn diese neue Technik Erleichterung in der Zukunft verspricht, dauere das Ausstellen und Einlösen teilweise länger. Gerade bei den E-Rezepten auf der Chipkarte merke man die Internetgeschwindigkeit und Kapazitäten der Onlinedienste. „Ich wünsche mir Offenheit für die Technik und Unterstützung der älteren Menschen. Bei einer Verordnung, die auf die Versichertenkarte gebucht wird, vergisst man schnell Rezepte auch einzulösen“, so die Apothekerin. 

 

„Bleibt euren Apotheken treu!“

Viele Medikamente bestellen Apotheken individuell für die Patienten. Um den zusätzlichen Weg zu sparen, bieten mittlerweile Apps (z.B. meineapotheke.de) die Möglichkeit der Vorbestellung. „Ich halte es für wichtig, dass Nutzer ihre Apotheke in Bischofsheim, Gustavsburg und Ginsheim auch auswählen und die Medikamente dort abholen. Die Lieferung über Online-Apotheken erscheint einigen vielleicht praktisch, könnte aber das Schließen weiterer Apotheken der Region zur Folge haben“, so Anke Pfleger abschließend.

Axel S. 


E-Rezept – 3 Varianten

· QR-Code auf Papier

· QR-Code auf dem Smartphone

· Verordnung auf Versichertenkarte 



Um weitere Krankheitsfälle zu vermeiden trägt das Team der Mainspitz-Apotheke derzeit Masken.


7.12.2023